Das 20. Jhd. - der 1. Weltkrieg
Der Höhepunkt der Artilleriegeschichte???
Für die Artillerie begann das Jahrhundert aufregend. 1897 hatte die französische Armee ihre
neueste Waffe vorgestellt, die 75 mm Kanone Mle 1897 (s.
Geschützarchiv).
Dieses Geschütz führte erstmals das Schnellfeuerprinzip ein, d.h. einen lafettenmontierten
Rücklaufmechanismus zur Verminderung des Rückstoßes, einen Schnellladeverschluss,
einteilige Munition und einen Schild. Mit dieser Erfindung konnte eine Geschützbedienung
mehr als 20 Schuss pro Minute gezielt abgeben. Über Nacht war somit
jedes andere Geschütz veraltet.
1900 verlangten die Artillerietruppen weltweit nach Schnellfeuergeschützen.
Zum 1. Weltkrieg (WK) waren alle kriegsführenden Staaten mit ihnen ausgerüstet und mit den
alten Geschützen wurden die Reservetruppen bestückt.
In der Zeit vor dem 1. WK wurden noch zwei neue, revolutionäre Geschütztypen entwickelt.
Die Ballonabwehrkanone (BaK) sollte der neuen Bedrohung aus der Luft (Luftaufklärer)
entgegenwirken. Sie war der Vorläufer der im 2. WK eingesetzten
Flugabwehrkanonen (FlaK). Der zweite neue Geschütztyp war die schwere Haubitze.
Für das deutsche Heer entwickelte Krupp eine 42-cm-Haubitze, die zerlegt durch
Zugmaschinen transportiert werden konnte. Dieses Geschütz nannte er (Krupp) nach seiner
Tochter: Dicke Berta (s.
Geschützarchiv). Mit diesem Geschütz waren die Deutschen
in der Lage auch schwer gepanzerte Festungen in Belgien (Lüttich) und Frankreich (Verdun)
anzugreifen.
Während des 1. WK entwickelte sich die feindliche Artillerie zunehmend
zum Hauptfeind der eigenen Artillerie. Um diese in ihren verdeckten Stellungen
aufspüren zu können, wurden erste Licht- und Schallmesstrupps
sowie Ballonbeobachter und später Artillerieflieger eingesetzt. Man kann mit Fug und
Recht hierbei von der Geburtsstunde der aufklärenden Artillerie sprechen. Der
Munitionsverbrauch stieg ins kaum Vorstellbare.
Um Ziele tief im Hinterland des Feindes bekämpfen zu können, bemühte
man sich um besonders weitreichende Geschütze. So wurden auf beiden
Seiten erstmals Eisenbahngeschütze mit Reichweiten von 30 - 40 km entwickelt.

In Deutschland erreichte man die Grenzen dieser Bemühungen mit dem Kaiser Wilhelm
Geschütz (s.
Geschützarchiv) mit dem in der Zeit vom 23.03.
bis zum 12.08.1918 etwa 360 Schuß auf das Stadtgebiet von Paris aus einer
Entfernung von 127 km abgefeuert wurden.