18. und 19. Jhd.
Vom Aufstieg und Macht der Artillerie
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Um die Mitte des 18. Jhd. kamen neue Ideen aus Preußen. Friedrich der Große fand bei seiner Thronbesteigung (1740) eine Artillerie vor, deren Geschützpark aus kurzrohrigen und schweren Kartaunen, langrohrigen Feldschlangen und Regimentsstücken bestand. Er war fest davon überzeugt, daß die überlegene Feuerkraft der Artillerie Schlachten entscheidet.
1781 faßte er die Erfahrungen aus seinen Kriegen in einem Satz zusammen:

"Die Geschicklichkeit des Generals besteht darin,
seine Truppen an den Feind heranzubringen,
ohne daß sie schon vor der Attacke zerschlagen werden."

Doch nicht nur die Waffenwirkung der Artillerie fand die besondere Wertschätzung dieses genialen Soldaten, auch die Anforderung an seine Artilleristen beschäftigten ihn.
Als nach dem 7-jährigen Krieg per Dekret festgelegt wurde, daß nur Söhne adliger Familien Offiziere werden durften, um den Adel in besonderem Maße dem Herrscherhaus zu verpflichten, wurden neben zwei weiteren Ausnahmen (Jäger und Husaren) nur die Artilleristen von dieser Vorschrift ausgenommen.
Begründet hat dies der König mit der Feststellung:

".....denn dort braucht's helle Köpfe."

Schon damals wurde also bei den Artilleristen die Qualität über Stand und Herkunft gestellt.

Während des 18. und bis in das 19. Jhd. hinein wurden zwischen den Bataillons- und Positionsgeschützen unterschieden.
Die Battaillonsgeschütze rückten mit den Infanteriebataillonen auf dem Schlachtfeld vor. Sie lieferten die "unmittelbare Feuerunterstützung" für die Fußtruppen. Die preußischen Bataillonsgeschütze sollen regelmäßig 2 - 3 Mal pro Minute und in Ausnahmefällen bis zu 10 Mal pro Minute gefeuert haben.
Die Positionsgeschütze bezogen vor der Schlacht Stellungen auf Anhöhen. Sie sollten vor allem die Bataillonsgeschütze und die Kavallerie des Gegners vernichten.
Die schweren Geschütze wurden von 16 Pferden gezogen, die Kanoniere gingen zu Fuß. So bildete sich später auch der Name "Fußartillerie" heraus.

1759 wurde die reitende Artillerie zur Unterstützung der Kavallerie geschaffen und seit 1772 ständiger Bestandteil des preußischen Heeres. Sie erhielt ihre höhere Beweglichkeit durch berittene Kanoniere.

Die Artillerie nahm ihre Organisation für den Einsatz erst mit der Mobilmachung ein. Bis dahin waren Geschütze, Fahrzeuge und Gerät in Artilleriedepots gelagert; Offiziere, Unteroffiziere und Kanoniere wurden in Kompanien, die etwa Ausbildungszentren glichen, zur Ausbildung zusammengefaßt. Die Pferde wurden bei der Mobilmachung angekauft, die als Fahrer benötigten Stückknechte, die keine Soldaten waren, erst dann "aus dem Lande ausgehoben".

Gegen Mitte des 19. Jhd. begann ein bedeutsamer Wandel im Einsatz der Artillerie. Immer mehr wurden Geschütze mit gezogenen Rohren eingesetzt, deren Reichweite und Treffgenauigkeit gegenüber den bisher verwendeten Geschützen wesentlich gesteigert war.
Durch die gesteigerte Reichweite und Treffgenauigkeit war ein Einsatz in vorderster Schlachtreihe nun nicht mehr vonnöten, und die Artillerie zog sich hinter die Anriffstruppen zurück.

Die gesteigerte Treffgenauigkeit zwang aber auch zu Überlegungen über den Schutz vor der Wirkung der feindlichen Artillerie. Man begann also die Geschütze (zuerst nur die schweren, gegen Anfang des 20. Jhd. auch die leichten) in getarnten Feuerstellungen zu positionieren. Da die Artilleristen selbst nun quasi blind schossen, mussten zumeist berittene Beobachter zur Unterstützung an die Front befohlen werden.

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Artillerie Korps "Alte Kameraden"