14. und 15. Jhd.
Die Zunft der Büchsenmeister
Nachdem die Eisenrohre relativ schnell nicht mehr ausreichten, da sie zu unhandlich waren,
gehörte die Zukunft den gegossenen Bronzerohren.
Gebaut und bedient wurden diese neuen Schießgeräte von Büchsenmeistern,
einem neu entstandenen Beruf. Sie organisierten sich in Zünften und waren vor allem im Solde der Städte tätig.
Im Laufe der Entwicklung der Pulvergeschütze gewann auch der Beruf der Büchsenmeister klare Konturen. Er
war verantwortlich für das Schmieden oder Gießen des Rohres, die Anfertigung des Schießgerüstes (der Lafette)
und die Herstellung des Pulvers, die Herstellung der Geschosse (Stein- oder Eisenkugeln) sowie für die
Instandhaltung des Geschützes und seines Einsatzes.
Die Fürsten und Herren boten bald den Jüngern der neuen Zunft ihren mächtigen Schutz und
statteten die edle Kunst der Büchsenmeisterei mit allerhand wertvollen Privilegien aus.
Aber von den "anständigen Kriegern" wurden die ersten Büchsenmeister und ihre Gehilfen
vielfach nicht nur als Handwerker verachtet, sondern als Hexenmeister einer schwarzen Kunst
betrachtet und oft, wenn sie in Gefangenschaft gerieten, kurzerhand totgeschlagen.
Aus dieser Zeit enstammt die berühmte "Faule Grete"
(faul: schoß nur in großen Abständen).
Diese war ein aus Bronze gegossenes Geschütz, mit einer Rohrlänge von 2,5 m,
einem Gewicht von 4600 kg und einem Kugelgewicht von mehr als einem Zentner aus einem
Kaliber von 50 cm. Mit ihren schweren Steinkugeln schoß der Burggraf Friedrich von Nürnberg,
der erste Hohenzoller in Preußen, im Havelland nacheinander die Burgen des
ausgesprochen widerspenstigen Adels zusammen und wurde so Herr des Landes.
Die größten Künstler und Gelehrten der damaligen Zeit, ja auch gekrönte Häupter und
Kirchenfürsten, übten sich in der Kunst des Artilleriewesens und befaßten sich mit
seiner Vervollkommnung. Stellvertretend seien hier nur Leonardo da Vinci und
Albrecht Dürer genannt, aber auch Papst Julius II., Kaiser Maximilian I. und
Kaiser Karl V. waren sich nicht zu schade, selbst Geschütze zu bedienen.